Warum sich das Selbststudium lohnt
Mit den Zertifizierungen “Professional Scrum Master I” (PSM I) und “Professional Scrum Product Owner I” (PSPO I) von Scrum.org ist es möglich der Arbeitswelt zu zeigen, dass die theoretischen Grundlagen des Scrum-Frameworks verstanden wurden. Ein wichtiger Schritt, um zu signalisieren, dass man für den praktischen Einsatz in der agilen Welt bereit ist.
Um sich auf die Prüfungen vorzubereiten gibt es zwei Möglichkeiten:
- Viel Geld für viel langweilige Zeit in einem Klassenraum bezahlen.
- Das Projekt im Selbststudium eigenverantwortlich und selbstorganisiert angehen.
Spoiler-Alarm: In der agilen Welt geht es vermehrt um Selbstorganisation, Eigenverantwortung, Mut und Fokus. Die Zertifizierungen mutig anzugehen und mit dem notwendigen Fokus selbstorganisiert zu meistern ist ein guter erster Schritt. Ein klares Signal dafür, dass man verstanden hat worum es geht.
Dieser Artikel richtet sich an alle Pioniere, die sich für das Selbststudium entschieden haben. Herzlichen Glückwunsch zu dem Mut das Thema am Schopf zu packen und durchzuziehen! Die Zertifizierungen im Selbststudium zu absolvieren ist mit ein bisschen Übung und Fleiß definitiv machbar.
PSM I und PSPO I: Same same but different
Die beiden Zertifizierungen gehören nicht notwendigerweise zusammen. Die Prüfungen werden sogar einzeln abgelegt. Die Themenbereiche überschneiden sich jedoch stark. Daher empfiehlt es sich beide Prüfungen zeitnah nacheinander zu absolvieren.
Um Synergien zu nutzen ist es dementsprechend sinnvoll sich für beide Prüfungen gleichzeitig vorzubereiten. Ungeachtet dessen ist es empfehlenswert die Prüfung zum PSM I vor der Prüfung zum PSPO I zu absolvieren. Der PSPO I erfordert etwas mehr "Spezialwissen" im Vergleich zum PSM I.
Rahmenbedingungen für die Prüfung
Die Rahmenbedingungen sind für beide Prüfungen gleich. Allein der Preis unterscheidet sich. Die Kosten für einen Versuch belaufen sich auf $150 USD für den PSM I und $ 200 USD für den PSPO I.
- Beide Zertifikate sind unbegrenzt gültig.
- Um für die Prüfungen zugelassen zu werden müssen keine formalen Voraussetzungen erfüllt werden.
- Die Prüfungen bestehen jeweils aus 80 Fragen.
- Die Fragen werden in folgenden Formaten gestellt: Multiple Choice, Multiple Answer und Wahr-Falsch-Aussagen.
- Um die Prüfung zu bestehen müssen 85% der Fragen richtig beantwortet werden. Das entspricht 68 von 80 Fragen.
- Auf dem Zertifikat wird keine Endnote vermerkt.
- Für die Bearbeitung der Prüfungen ist jeweils eine Stunde vorgesehen.
- Die Prüfung ist englischer Sprache gestellt.
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Auswendiglernen ist ungenügend
Es gibt zwei Dinge, die bei der Vorbereitung auf die Prüfungen zu beachten sind:
- Es ist wichtiger die Inhalte des Scrum Guide richtig zu interpretieren als sie auswendig zu lernen.
- Der Scrum-Guide allein deckt nicht alle notwendigen Inhalte für eine erfolgreiche Vorbereitung auf die Prüfung ab.
Das klingt im ersten Moment etwas abschreckend, ist aber kein Grund die allseits bekannte Flinte ins Korn zu schmeißen. Die unten aufgeführten Materialien decken den geforderten Stoff mehr als ausreichend ab. Außerdem gibt es eine Menge Übungsaufgaben, um die richtige Interpretation des Scrum Guide kennenzulernen.
Diese Aufgaben bestehen aus typischen Situationsbeschreibungen aus dem Leben eines Scrum Masters bzw. eines Product Owners. Die richtigen Lösungen ergeben sich aus einer angemessenen Reaktion im Sinne des Scrum-Frameworks sowie der dahinterliegenden Prinzipien und Werte.
Warum ihr auf Englisch lernen solltet
Die Prüfung wird in englischer Sprache gestellt. Daher ist es sinnvoll die Inhalte ebenfalls auf Englisch zu erlernen. Das bedeutet zwar ggf. etwas mehr Aufwand, minimiert aber das Risiko für falsche Antworten durch eine fehlerhafte oder unklare Übersetzung. Des Weiteren werden die Begrifflichkeiten auch in der Arbeitswelt meist auf Englisch verwendet. Möchte man sich das Framework aneignen empfiehlt sich daher die Nutzung der englischen Sprache.
An dieser Stelle soll nicht unterschlagen werden, dass die Möglichkeit der automatischen Übersetzung der Fragen besteht. Für die Richtigkeit und Genauigkeit der Übersetzungen übernimmt Scrum.org jedoch keine Gewähr. Daher ist es nur schwer möglich dieses Vorgehen zu empfehlen.
Schritt-für-Schritt zum Erfolg
Nachfolgend sind die Schritte aufgeführt, die zu einer erfolgreichen Zertifizierung zum PSM I und PSPO I führen. Selbstverständlich ist es nicht notwendig die Schritte genau auf die beschriebene Art und Weise oder in der vorgeschlagenen Reihenfolge abzuarbeiten. Schritte können vertauscht, parallelisiert oder abgewandelt werden.
- Im ersten Schritt ist es ratsam den "Scrum Guide" mindestens zwei- oder dreimal sorgfältig durchzulesen und sich mit ihm vertraut zu machen. Wenn es sich gut anfühlt und beim Lernen hilft, sind Notizen selbstverständlich sinnvoll. Eine akkurate Zusammenfassung zu schreiben ist nicht notwendig. Es ist wichtiger den Inhalt zu reflektieren und sich selbst die Frage nach dem "Warum" zu stellen und zu beantworten.
- Im zweiten Schritt sollten die "Scrum Cheat Sheets" durchgearbeitet werden. Diese restrukturierte Version des Scrum Guide enthält alle wichtigen Informationen des Scrum Guide. Daneben sind einige zusätzliche Informationen eingearbeitet, die durch den Scrum Guide nicht behandelt werden, für die Prüfungen jedoch unerlässlich sind. Es ist eine gute Übung, die Scrum Cheat Sheets durchzugehen und all jene Passagen zu markieren, die im Hinblick auf die gewonnenen Kenntnisse des Scrum Guides neu erscheinen.
- In jedem Fall ist es Ratsam die "Additional Scrum Topics" durchzuarbeiten. Hier sind Informationen festgehalten, die nicht durch die Scrum Cheat Sheets abgedeckt sind, für die Prüfungen aber ebenfalls notwendig sind.
Es fühlt sich chaotisch an, dass (auch von Scrum.org) keine klaren Richtlinien existieren, die aufführen welche Inhalte gelernt werden müssen, um die Prüfung zu bestehen. Die Scrum Cheat Sheets in Kombination mit den zusätzlichen Themen sollten jedoch mindestens 95% dessen abdecken, was notwendig ist. Das ist mehr als ausreichend. Der Aufwand, den richtigen Inhalt für die letzten 5% zu finden, ohne alle Fragen der Prüfung zu kennen, ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Falls über das Notwendige hinaus Interesse besteht ist das Dokument "Evidence-Based Management Guide" sehr zu empfehlen.
- Scrum.org bietet kostenlose Probe-Prüfungen ("Scrum OPEN" für PSM I und "Product Owner Open" für PSPO I) zur Vorbereitung an, die das Grundverständnis des Prüflings testen. Es ist ratsam diese Tests so oft wie möglich durchzuführen. Anfänglich niedrige Punktzahlen sollten nicht zur Entmutigung führen. Um Selbstvertrauen aufzubauen können während der Tests Dokumente zum Nachschlagen verwendet werden. Werden die Tests mit gleichbleibend hoher Punktzahl absolviert, ist es eine gute Übung Sie, sie so schnell wie möglich zu lösen.
In der eigentlichen Prüfung ist es ebenfalls gestattet Dokumente zum Nachschlagen zu benutzen. Bei einer durchschnittlichen Zeit pro Frage von 45 Sekunden bleibt dafür allerdings nur wenig Zeit. Nichtsdestotrotz ist es nicht verkehrt die Scrum Cheat Sheets dabei zu haben.
- Mikhail Lapshin hat ein Quiz sowohl für PSM I als auch für PSPO I erstellt. Sobald die Probe-Prüfungen auf Scrum.org langweilig werden ist es Zeit sich an dieses Quiz zu wagen. Wenn das Quiz ständig mit einer Punktzahl von über 95% bestanden wird, ist man mehr als gut vorbereitet, um die eigentliche Prüfung zu bestehen.
- Die Eins mit Sternchen für die Vorbereitung zur Zertifizierung zum PSM I bzw. PSPO I kann man sich durch die weiteren Tests auf Scrum.org erarbeiten. Es gibt Tests für Nexus und Developer. Diese Tests bereichern das Gesamtverständnis von Scrum, sind aber definitiv nicht erforderlich, um die Prüfungen zum PSM I bzw. PSPO I zu bestehen.
Wir wünschen viel Erflog! Kontaktieren Sie uns gerne bei Feedback und Anregungen.